Wie muss eine Uni sein, damit sie familienfreundlich ist?
Meine Uni hat offiziell das Label „familienfreundlich“. Ich fühle mich als studierende Mutter auch meistens sehr wohl, was zum großen Teil an den Dozent*innen und meinen Kommiliton*innen liegt, die größtenteils sehr freundlich und entgegenkommend sind. Es gibt aber auch Dinge, die mich total nerven, weil sie mir zeigen, dass Studierende mit Kind auf der Prioritätenliste doch nicht so weit oben stehen.
Ich will mich nicht über meine Uni beschweren, sondern zusammentragen, was mir bisher den Unialltag mit Kind erleichtert hat und was ihn eher erschwert.

Ich möchte gerne mit den positiven Aspekten anfangen. Da wäre einmal die Mensa. Bei uns in der Mensa gibt es einen abgetrennten Bereich für Kinder und ihre Begleitpersonen. Dort stehen die normalen Tische und Stühle, aber auch Hochstühle, Elefantenhocker, eine Spielküche und Bücher. In der Mitte ist genug Platz, um mehrere Kinderwägen abzustellen und durch die vielleicht anderthalb Meter hohen Wände ist genug Sichtschutz da, damit die Kinder beim Essen nicht abgelenkt werden von der riesigen, vollen Mensa.
Es gibt auch eine Kinderkarte, die ich toll finde. Wenn ich mir für den normalen Studierendenpreis ein Menü kaufe, bekommt meine Tochter ein Menü gratis dazu. Das Essen ist natürlich oft nicht super gesund, aber gekochtes Gemüse, Reis, Nudeln oder Kartoffeln und Obst gibt es immer.
Dann gibt es noch das Familienbüro. Die nette Frau, die dort arbeitet, kennt sich mit so gut wie allen organisatorischen Dingen aus, die einen betreffen, wenn man als Studentin schwanger wird oder als Elter anfangen will zu studieren. Das gibt es vermutlich an den meisten Unis.
Auch super finde ich die Eltern-Kind-Gruppe, die allerdings nur einmal im Monat und nur während des Semesters stattfindet. Besonders als meine Tochter noch kleiner war und wir noch keine anderen Eltern kannten, war es schön, sich einfach ein bisschen auszutauschen.
Unser Studierendenwerk ist ziemlich engagiert. Die betreiben mehrere Kindertagesstätten (in eine davon wird meine Tochter gehen) und von ihnen kommt die Kinderkarte für die Mensa.
Die Dozierenden bei uns sind überwiegend ganz toll. Nur ein einziges Mal habe ich es erlebt, dass ein Dozent keine Rücksicht genommen hat; das war gegen Ende meiner Schwangerschaft, ich konnte nicht mehr zur Uni gehen und der Dozent ist nicht auf meinen Vorschlag für eine Alternativleistung eingegangen. Ansonsten bin ich sehr froh über das zwischenmenschliche Klima an meinen Fakultäten.
Es gibt leider auch Dinge, die mir und bestimmt auch anderen studierenden Eltern das Leben schwerer machen.
Ich erwarte gar nicht, dass Kinder die Priorität Nummer eins werden an der Uni. Eine Uni ist für’s Lernen da, für Fortbildungen, für die Lehre, Wissenschaft etc.
Aber genau das kann man mit Kindern (in einem bestimmten Alter) nur, wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und die sind noch nicht überall vorhanden.
Eine Sache, die mich schon oft geärgert hat, ist, dass es kein Spielzimmer gibt, das von allen Studierenden mit Kindern genutzt werden kann. Wenn ich mal in der Uni bin und meine Tochter dabei habe, können wir uns nur in den Fluren aufhalten, in der Halle oder in einem leeren Seminarraum… überall dort ist der Boden natürlich aber so dreckig, dass das keine Option war, als sie noch gekrabbelt ist, und Spielzeug gibt es da auch nirgends.
Eigentlich bräuchte es nur einen kleinen Raum, in dem ein paar Matten, Bälle und eine Handvoll Spielsachen liegen.
Dann ist da noch das Pflichtpraktikum, das alle Bachelorstudierenden in meinem Studienfach absolvieren müssen. Das hat mich echt zum Schwitzen gebracht. Vorgesehen sind sechs Wochen in Vollzeit, also insgesamt 240 Stunden. Das kann man eigentlich in der vorlesungsfreien Zeit schaffen. Ich kann aber kein sechswöchiges Vollzeitpraktikum machen, weil das nicht mit der Betreuung meiner Tochter in Einklang zu bringen ist. Mein Freund studiert ja auch und muss lernen und Abgabefristen einhalten.
Von der Uni aus gibt es keine Hilfsangebote für so eine Situation und kein Unternehmen bietet Teilzeitpraktika an (ich habe es echt versucht…).
Ich habe mich dann selbst dahinter geklemmt und dafür gesorgt, dass ich mir ein Praktikum von vor dem Studium anerkennen lassen kann. Keine Ahnung, was ich jetzt gemacht hätte, wenn ich dieses Praktikum nicht vorzuweisen hätte.
Eine dritte Sache, die zum Glück nicht oft vorkommt, ist, dass ab und zu in der Uni die Wickel- und Stillräume morgens nicht aufgeschlossen werden. Es ist echt nervig, einen Gebäudeteil nach dem anderen abzuklappern in der Hoffnung, einen offenen Raum zu finden.
Insgesamt fühle ich mich aber wohl an unserer Uni und kann mir vorstellen, auch für den Master hier zu bleiben.
Was für Erfahrungen habt ihr so gemacht? Was braucht eine Uni unbedingt, um familienfreundlich zu sein?


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